Ein persönlicher Rückblick nach 23 Jahren
Heute ist ein besonderer Tag: Mein Sohn wird 23 Jahre alt. Ein Tag der Freude – und ein Tag, der mich innehalten lässt. Denn seine Geburt hat in mir Spuren hinterlassen, die lange nicht heilen wollten. Spuren, die mich durch viele Jahre begleitet haben. Ich möchte heute meine Geschichte teilen – nicht nur, weil sie zu mir gehört, sondern weil vielleicht auch du, liebe Leserin, in deiner eigenen Geschichte etwas davon wiedererkennst.
Als das Trauma nicht gehen wollte
Ich war jung, unerfahren – und voller Hoffnung auf eine kraftvolle Geburt. Doch was folgte, war eine lange, zähe Geburtsreise in einer Atmosphäre, die kalt und unnahbar war. Die Hebamme, die uns begleitete, war zurückhaltend, fast abwesend. Ich fühlte mich allein. Irgendwann in meiner Erschöpfung war ich überzeugt, dass mein Kind tot sei – und dass mir das niemand sagen wolle. Die Schmerzen wurden immer schlimmer, und ich dachte, ich würde sterben. Diese Todesangst grub sich tief in mein Inneres ein.
Obwohl ich in Therapie ging und vieles verstand, kam das Gefühl immer wieder zurück – wie ein Echo, das sich nicht vertreiben liess. Ich glaubte, es längst verarbeitet zu haben, doch es klopfte in unregelmässigen Abständen wieder an.
Der Weg zurück – und ein Schlüssel zur Heilung
Erst 19 Jahre nach der Geburt – durch eine Empfehlung einer befreundeten Hebamme – wagte ich einen Schritt, den ich vorher nie in Betracht gezogen hatte: Ich kontaktierte das Spital, forderte den Geburtsbericht an und traf mich mit einer verantwortlichen Hebamme vor Ort. Noch rechtzeitig – der Bericht hätte bald gelöscht werden dürfen. Und dann geschah etwas Unerwartetes: Ich wurde liebevoll empfangen. Man nahm sich Zeit für mich, hörte mir zu, und gemeinsam schauten wir den Bericht an.
Und da stand es: Mein Kind war zu keiner Zeit in Gefahr. Ihm ging es durchgehend gut. All meine Todesangst – so real sie sich angefühlt hatte – beruhte nicht auf den medizinischen Tatsachen. Ich war erschüttert und erleichtert zugleich.
Ich erhielt auch den Namen der Hebamme, die mich damals begleitet hatte. Ein Telefonat kam zustande – und sie sagte einen einzigen Satz, der alles veränderte: „Ich war damals depressiv.“
Und plötzlich fiel alles an seinen Platz. Dieses Gefühl der Schwere, der Leere, der Kälte – es war nicht meines. Ich hatte unbewusst ihre Stimmung aufgenommen. Mit dieser Erkenntnis durfte sich etwas lösen, was so lange festgehalten hatte.
Warum ich das erzähle
Vielleicht hast du selbst ein Geburtserlebnis, das dir nachhängt. Vielleicht sind da Fragen, diffuse Ängste oder Gefühle, die du nicht richtig einordnen kannst. Vielleicht trägst du etwas in dir, das gar nicht deins ist.
Ich möchte dich ermutigen, hinzusehen – auch nach vielen Jahren noch. Manchmal brauchen solche inneren Wunden einen anderen Schlüssel, einen neuen Blickwinkel oder einen späteren Zeitpunkt, um sich wirklich zu lösen. Heilung ist nicht an Zeit gebunden. Und manchmal sind es genau solche Gespräche, solch ein später Blick zurück, der Frieden bringt.
Was du für dich mitnehmen kannst
- Dein Gefühl zählt. Auch wenn andere sagen „die Geburt war doch normal“ – was du gefühlt hast, war real.
- Es ist nie zu spät, den Weg zur Heilung zu gehen. Selbst nach vielen Jahren kann sich etwas wandeln.
- Manche Gefühle sind nicht deine. Hochsensible Menschen nehmen oft die Stimmungen anderer auf – ohne es zu merken.
- Sprich darüber. Vielleicht mit einer Hebamme, einer Therapeutin oder jemandem, der den Raum dafür halten kann.
Heute, 23 Jahre später, schaue ich mit Dankbarkeit zurück. Nicht weil alles leicht war – sondern weil ich den Mut hatte, nochmals hinzuschauen. Und weil dadurch etwas in mir ganz werden durfte.
Vielleicht trägst auch du eine alte Geschichte in dir.
Etwas, das du glaubtest längst hinter dir gelassen zu haben – und das doch immer wieder anklopft.
Ein Gefühl, das nicht einzuordnen ist. Eine Erinnerung, die schwer auf deiner Seele liegt.
Oder eine Lebenssituation, die dich herausfordert und nach Veränderung ruft.
Manchmal braucht es einfach einen geschützten Raum, in dem das, was war, noch einmal gesehen und neu verstanden werden darf.
Ein Raum, in dem du dich selbst wieder spüren kannst – jenseits von alten Mustern und übernommenen Gefühlen.
In meinem Wendezeit-Coaching begleite ich Frauen durch solche Übergänge.
Mit Einfühlungsvermögen, Intuition und der Kraft von Heilpflanzen, Ritualen und innerer Arbeit.
Wenn du spürst, dass du bereit bist, dich deiner eigenen Geschichte zuzuwenden –
dann begleite ich dich gerne auf diesem Weg.
Du bist nicht allein.
Und es ist nie zu spät, Frieden zu finden.
Alles Liebe zu dir, Linda
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